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Limana Eşitliği Getirdiler

Auch in Hafenbetrieben gilt das Gleichstellungsprinzip!

Özge Bilgin und Sedef Bostancıoğlu haben nach ihrer Ausbildung in Hafenmanagement Karriere in einem Beruf gemacht, der als „Männerberuf“ angesehen wird, und sind somit vehemente Verteidiger des Gleichstellungsprinzips.

Özge und Sedef, die ersten weiblichen Mitarbeiter im Hafen von Borusan, haben mit ihrer Leistung viele Tabus gebrochen und sind Vorbilder in ihren Betrieben. Sedef Bostancıoğlu sorgt dafür, dass täglich 1200 LKW-Fahrer in den Hafen einfahren können, Özge Bilgin bereitet monatlich 5 Tausend Schiffe vor.

In Zusammenarbeit mit BUİKAD setzen wir unsere Artikelreihe zum Thema „Arbeit ist geschlechtslos“ fort und haben mit den Gästen dieser Woche über Frauen in der Logistikbranche und Ihre zukünftigen Ziele gesprochen.

Können Sie sich bitte kurz vorstellen?

Özge Bilgin: Ich wurde 1992 geboren. Seit 12 Jahren lebe ich mit meiner Familie in Gemlik. Ich habe an der Asım Kocabıyık Berufshochschule Hafenmanagement studiert. Auf dem Gymnasium habe ich computergestützte Buchhaltung gelernt und wollte an der Universität Logistik studieren, weil ich glaube, dass der Logistiksektor kontinuierlich wächst. Wenn ich auf das Meer und die Schiffe schaue, fühle ich mich gut (lachend) und ich liebe meine Arbeit.

Özge Bilgin

Sedef Bostancıoğlu: Ich wurde 1991 geboren. Am Gymnasium habe ich das Fach Logistik belegt Seit 10 Jahren lebe ich mit meiner Familie in Gemlik. Ich habe an der Asım Kocabıyık Berufshochschule Hafenmanagement studiert. Außerdem habe ich während meiner Arbeit an der Fernuni 4 Jahre Betriebswirtschaft studiert. Wie sind Sie zu Borusan gekommen?

Sedef Bostancıoğlu

 

Können Sie sich bitte kurz vorstellen?

Özge B. : Zuvor habe ich bei Borusan in verschiedenen Abteilungen ein Praktikum absolviert. Als das Arbeitsprojekt „Frauen mit blauem Kragen“ ins Leben gerufen wurde, haben sie mit mir Kontakt aufgenommen und ich habe das Angebot sofort angenommen.. In 2013 habe ich in der Abteilung Containerplanung angefangen. Nebenbei habe ich Betriebswirtschaft studiert. Jetzt studiere ich Arbeitssicherheit.

Sedef B. : Die Stellenanzeige hat mir mein Lehrer Murat gezeigt. Ich habe mich beworben und wurde angenommen. Mein Vater arbeitet beim Zoll und kennt die Branche. Er hat mich ermutigt, diesen Job anzunehmen. Seit 4 Jahren arbeite ich in der Verwaltungsabteilung für Fahrzeugregistrierung und Verfolgung.

Wie würden Sie Ihre Arbeit beschreiben?

Özge B. : Wir sind 6 Mitarbeiter in der Abteilung. Meine Arbeit ist eher kundenorientiert, die anderen Kollegen kümmern sich um die Operationen. Ich bereite die Verlade- und Entladelisten für die Schiffe vor. Verfolge die täglichen Berichte, Ein- und Ausfahrten der Container. Ich kommuniziere fortlaufend mit den Agenturen. Monatlich werden allein 5 Tausend Schiffsoperationen vorgenommen.

Sedef B. : Ich verfolge die Einträge zu den Einfahrten der Fahrzeuge in den Hafen, die Abfahrtszeiten aus dem Hafen und die Verweildauer der Fahrzeuge im Hafen. Ich habe täglich zu 1200 Fahrern Kontakt. Die LKWs kommen aus allen Regionen der Türkei.

 

WIR HABEN DIE TABUS GEBROCHEN

WIR HABEN DIE TABUS GEBROCHEN

 

Sie sind die erste Frau in dieser Abteilung. Wie war die Situation in Ihrem ersten Beschäftigungsjahr?

Özge B. : Als erste Frau hier angestellt zu sein, war wirklich schwierig. Sowohl aus meiner Sicht, als auch aus Sicht meiner Kollegen. Denn ich bin eine schüchterne Person. Außerdem haben mir die männlichen Kollegen in der Abteilung ständig gesagt, ich würde dem Stress nicht standhalten können, denn ich müsste den ganzen Tag über Funk sprechen und die vulgäre Sprache ertragen.

Wie haben Sie darauf reagiert?

Özge B. : Ich habe es nicht ernst genommen, aber hatte natürlich Bedenken. . Aber andererseits dachte ich, die haben diesen Job ja auch nicht im Mutterbauch gelernt. Man kann alles lernen. Sie haben mir eine 6-monatige Frist gesetzt. In 6 Wochen befand ich mich schon in der Schichtarbeit und habe es geschafft. Sie waren erstaunt, dass es so schnell ging, und der Gedanke, dass ich es nicht schaffen würde, war vom Tisch. Mit der Zeit haben wir auch unsere Kommunikationsschwierigkeiten überwunden.

Was haben Sie in dieser Zeit erlebt?  

Sedef B. : In der ersten Zeit saß ich im Fahrservice zur Arbeit immer ganz vorne. Jeder, der einstieg, sah sich um und setzte sich nach hinten. In der 4-12 Uhr Schicht bin ich zum Essen gegangen. Als ich mich in der Mensa umsah, sah ich keine einzige Frau. Ich war erstaunt, so wie alle anderen auch (lachend). Nach einer gewissen Zeit hat sich jeder daran gewöhnt. Natürlich gab es anfangs auch Mitarbeiter, die dachten: „Ich lasse mir von einer Frau keine Anweisungen geben“. Den benutzten Sätzen wurde mehr Beachtung geschenkt. Jetzt habe ich mehr Selbstvertrauen, weil ich meine Arbeit sicher beherrsche.

Gibt es Vorteile gegenüber den Männern?

Özge B.: Wenn etwas korrigiert werden muss, möchten sie, dass ich anrufen soll. Wenn es z. B. Probleme mit den Waagen oder Agenturen gibt, habe ich als Frau Vorteile bei der Kommunikation. Am Anfang sah ich es als Nachteil, die einzige Frau zu sein, aber wenn es anders gewesen wäre, hätte ich vielleicht aufgegeben!

Gibt es einen Augenblick, den Sie nicht vergessen können?

Özge B. : Als ich neu angefangen hatte, rief eine Transportfirma wegen eines Problems an. Ich sagte, dass ich es umgehend lösen werde. Es war ein stressiger Tag und bevor ich das Problem lösen konnte, klingelte das Telefon nach 10-15 Minuten erneut. Aber dieses Mal sagte die Person, dass von einer Frau nichts anderes zu erwarten sei. Das hat mich sehr getroffen. Ich erklärte der Person, dass das Problem nicht gelöst werden könne, solange sie so denken würde. Anschließend erledigte ich meine Arbeit. Nach einer halben Stunde rief mich die Person erneut an und entschuldigte sich bei mir. Schlussendlich versucht jeder, sein Bestes bei der Arbeit zu geben. Dabei spielt das Geschlecht keine Rolle!

Wie haben Ihre Freunde auf Ihren Job reagiert?

Özge B. : Als ich angefangen habe, wurden weitere Personen eingeladen. Aber sie haben die Arbeit gering geschätzt. Einige wollten sogar keine Arbeitskleidung tragen. Aber in der Tat kann heute jeder studieren. Aufgrund meiner Branche haben wir leider nicht den Luxus, einen anderen Beruf zu wählen. Meine Freunde, denen diese Arbeit damals nicht gefiel, arbeiten heute in vollkommen anderen Berufen. Heute sehnen sie sich danach und sagen: „Hätten wir doch bloß diesen Beruf gewählt.“

Sedef B: Von anderen Institutionen, in denen ich ein Praktikum gemacht habe oder in denen meine Freunde arbeiten, kenne ich auch die negativen Aspekte des Sektors. Wir haben den großen Vorteil, in einem großen Unternehmen zu arbeiten, ohne Arbeitserfahrung eingestellt worden zu sein und zu lernen.

 

AUSBILDUNG IST DER SCHLÜSSEL DER GLEICHSTELLUNG

 

Was hat sich Ihrer Meinung nach geändert?

Özge B.: Ich kann mich jetzt viel besser ausdrücken, während ich früher meine Probleme nur schwer zum Ausdruck bringen konnte. Am Anfang zog ich mich wie ein Mann an und band meine Haare zusammen. Ich trug kein Make-Up und kein Parfum. Sogar in den Fahrservice zur Arbeit stieg ich mit Arbeitskleidung ein. Ich traf Vorkehrungen, um nicht aufzufallen. Seit einem Jahr trage ich keine Arbeitskleidung mehr. Ich bereue es nicht, für meinen Beruf Opfer zu bringen. Ich glaube, dass jemand mit Erfahrung in Operation ein guter Manager sein kann. Ich möchte meine Karriere im Hafenbetrieb fortsetzen. Nach 4 Jahren hat eine weitere Frau in unserer Abteilung mit der Arbeit begonnen. Ich motiviere meine Freunde, die diesen Beruf studieren, im Sektor zu arbeiten.

Sedef B. : Ohne Arbeitserfahrung ist es am Anfang etwas schwierig. Aber nach einer gewissen Zeit hatten wir diese überwunden. Außerdem sollte Ausbildung der Schlüssel für Gleichstellung sein. Ich mag meine Abteilung. Es ist für mich eine Ehre, ein Teil der Operation zu sein und den Erfolg meiner Arbeit zu sehen.

 

ICH HABE AUCH MEINE SCHWESTER ERMUTIGT

 

Wie hat Ihre Familie auf Ihren Beruf reagiert?

Özge B. : Mein Vater stammt aus Artvin, meine Mutter aus Trabzon. Ich bin in der Kultur des Schwarzen Meeres aufgewachsen. Meine Familie hat mich so erzogen, dass ich immer auf eigenen Füßen stehen soll. Aber am Anfang hatten Sie auch einige Bedenken, dass ich unter Männern arbeite. Stellen Sie sich mal vor, wenn Sie mit Ihrem Vater einkaufen gehen, grüßen Sie immer Männer, weil sie Arbeitskollegen sind. Aber mit der Zeit haben Sie sich daran gewöhnt, weil sie sahen, dass ich respektiert werde. Ich habe sogar angefangen, Witze zu machen, bei meiner Hochzeit würden nur Männer auf der Tanzfläche sein, wenn man meine Arbeitskollegen aufrufen würde (lachend). Ich habe eine Schwester. Sie wurde durch mich ermutigt und arbeitet bei einer anderen Firma in der Produktion. Meine Familie steht immer hinter mir....

Sedef B. : Ich bin die Älteste und habe noch zwei Brüder. Aufgrund des Berufes meines Vaters hatten wir Einblick in die Arbeitsumgebung. Meine Mutter ist Erzieherin im Kindergarten und hat uns ermutigt, stets zu arbeiten, weil sie nach ihrer Heirat nicht gearbeitet hat.

„Die Liebe fängt bei der Sprache an“

Die Borusan Gruppe hat am Valentinstag, den 14. Februar 2017, die Kampagne „Die Liebe fängt bei der Sprache an“ gestartet. Es wurde ein Video und ein Leitfaden mit dem Titel „Gleichstellung im Arbeitsleben - Aufmerksamkeit in Verhalten und Sprache“ veröffentlicht.

Mit dem Leitfaden, den „Borusan ist gleich“, die Plattform für soziale Gleichstellung von Borusan, unter Beratung des Zentrums für Gender- und Frauenforschung der Universität Kadir Has erstellt wurde, soll ein Arbeitsumfeld geschaffen werden, das auf Liebe und Respekt basiert und in dem sich die Mitarbeiter der Sprache, des Ausdrucks und der Verhaltensformen bewusst sind, die Vorurteile beinhalten und zur Diskriminierung zwischen Frauen und Männern beitragen.

Diese Kampagne wurde bei den The Stevie Awards, den renommiertesten internationalen Business Awards weltweit, in der Kategorie Social Media im Bereich Kommunikationskampagne des Jahres mit dem „Bronze Award“ ausgezeichnet. Die Gruppe gewann außerdem im Jahre 2017 auf dem Zer Gipfel der Lösungspartner den Sozialen Gleichstellungspreis.

 

BORUSAN IST GLEICH

Die seit November 2015 bestehende Plattform „Borusan ist gleich“ der Borusan Gruppe zielt darauf ab, eine glückliche und erfolgreiche Zukunft aufzubauen, in der soziale Rollen und Wahrnehmungen die Gleichheit und Vielfalt nicht beeinträchtigen. Die nicht hierarchische und für jeden offene Plattform, die von den Firmenverwaltungen unterstützt wird, arbeitet in 4 Arbeitsgruppen mit dem Titel Forschung, Bildung, HR und Kommunikation.